Hersteller: VEB Lokomotivbau Karl-Marx in Potsdam-Babelsberg
Baujahr: 1963
Baureihe: V 60
Betriebs-Nr.: Werkslok Nr. 605 beim Stahl- und Walzwerk Brandenburg
Fabrik-Nr.: 270 095
Leistung: 650 PS
Dienstgewicht: 54 t
LüP: 10.920 mm
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h Streckengang, 30 km/h Rangiergang
Für die Ablösung der
Dampflokomotiven der Baureihe 89, 91 und 92 sah ein Typenprogramm der Deutschen
Reichsbahn die Neuentwicklung einer Rangierlokomotive mit einer Leistung von
440 kW (600 PS) und hydraulischer Kraftübertragung vor. Diese Maschine sollte
im Rangier-, Arbeitszug-, Anschlussbahn- und leichtem Streckendienst einsetzbar
sein. Gefordert wurde eine Achsfahrmasse unter 15 t, befahren von 80 m
Gleisradien und Ablaufbergen.
Im Jahre 1958 entstand
die erste Baumusterlokomotive. Die Serienfertigung begann 1961 mit V 60 1003
bis 1007. Im Jahre 1962 wurden die V 60 1008 bis V 60 1081 an die Deutsche
Reichsbahn übergeben. Für unsere Maschine war It. Unterlagen die Betriebs-Nr. V
60 1095 vorgesehen. Sie wurde 1963 vom Lokomotivbau Karl-Marx in Babelsberg
gebaut. Da das Stahl- und Walzwerk Brandenburg dringend Lokomotiven benötigte,
wurde diese nicht an die Deutsche Reichsbahn, sondern unter der Betriebs-Nr.
605 an das Stahl- und Walzwerkausgeliefert. Sie
erhielt vor der Auslieferung eine Hitze abweisende silberne Lackierung für das
Stahlwerk.
In 1989 war sie eine
kurze Zeit an die Deutsche Reichsbahn vermietet und war unter der Nr. 105 990
im Bw Brandenburg/Altstadt stationiert bevor sie dann an die Baumwollspinnerei
Leinefelde verkauft wurde. Dort bekam sie erstmalig ein orangenes Goldbroiler
Kleid. Anfang der 90er Jahre sollte unsere V60 von der Anschlussbahn Leinefelde
eigentlich in die Verschrottung. Da die Kollegen der dortigen Anschlussbahn
diese Lok aber lieber erhalten sehen wollten, wurde der Verkauf an unseren
Verein organisiert. Nach der Herrichtung zur Übergabe im Bw Leinefelde wurde
sie als Schlußlok an eine Übergabe nach Heiligenstadt gehängt und nach einigen Rangieraufgaben
am Heiligenstädter Hauptbahnhof, ging es weiter zum Ostbahnhof.
Es war Donnerstag den 6.
Juni 1991 als unsere V60 1095 dann mit einer Schiebelok der BR 112 auf den
Bahnhof Heiligenstadt Ost kam. Leider hatte die Anschlussbahn in Leinefelde nur
minimal getankt, so das dann erstmal 50 Liter Diesel von einer Tankstelle
besorgt wurden um sie mit eigener Kraft auf unserem Bahnhof abzustellen.
Schon 3 Wochen später
war sie am 30.06.1991 beim Bahnhofsfest des HEV mit kurzen Pendelfahrten mit
Fahrgästen im Einsatz.
Den Winter 1991/92
verbrachte sie im Bw Leinefelde und wurde an Samstagen von Vereinsmitgliedern
betreut. Aber an einen Winterschlaf war nicht zu denken. Es wurde einige
Fahrten auf dem Bahnhof und Umgebung nötig.
Nach ihrer Rückkehr auf ihren jetzigen Heimatbahnhof übernahm sie am Frühjahrsbahnhofsfest im Mai 1992 Pendelzüge zwischen dem Hauptbahnhof Heiligenstadt und Bahnhof Ost. Dafür gab es eine offizielle Genehmigung und wurde eigens ein eigener Fahrplan erstellt. Diese Fahrten wurden rege genutzt. Nicht nur von Besuchern des Bahnhofsfestes, sondern auch von Leuten die nur zum Einkaufen in die Stadt wollten. Durch die Gründung der „Deutschen Bahn“ waren solche Fahrten leider nicht mehr möglich. Zudem wurde im März 1994 durch Entfernung der Anschlussweiche die Anbindung des Ostbahnhofes an das öffentliche Schienennetz genommen. Bis dahin bekam unsere V60 immer mal wieder Besuch von anderen Lokomotiven wie der 105 072-3 oder einer Deuna V 60 im Arbeitszugdienst oder auch der BR 114 welche mit Waggons zum Wiegen oder zum Bedienen des damaligen Kohlehandels in dem wir heute unsere Vereinsräume haben.
Ein Problem damals war
das Vorwärmen der Lok, sie besaß leider kein eigenes Vorwärmgerät um das
Kühlwasser auf die vorgeschriebene Starttemperatur zu bringen. Deshalb wurde
eine externe Möglichkeit konstruiert und gebaut welche im Laufe der Zeit immer
wieder verbessert wurde. Trotz Verbesserung der Konstruktion hat das Vorwärmen
mehrere Stunden gedauert.
Unsere V60 wurde nach
dem Wegfall des Anschlusses an das Hauptgleis weiter rege genutzt. Es wurde auf
den unteren Streckenabschnitt Fotogüterzüge gefahren. Diese Aktionen waren
nicht nur bei uns sehr beliebt, auch Fotografen von weiter her kamen um Fotos
zu machen. Nachfolge davon war dann im Rahmen der Bahnhofsfeste der Ostexpress.
Er bestand aus der V60, unserem Buffetwagen und einer Schlußlok da an den
beiden Streckenenden kein Umsetzen möglich war.
Bevor 2010 dann unser
Streckenabschnitt vom ehemaligen Streckenabzweig der Hauptstrecke bis kurz vor
dem Tunnel unter der Nordhäuser Str. für den Bau eines größeren Sportstadions
weichen sollte und abgerissen wurde, machte unsere V 60 nochmal eine
Abschiedsfahrt auf dem Streckenteil und hatte dabei den halben Bahnhof am
Haken.
Anfang 2016 bekam sie
eine Webasto Kühlwasservorheizung welche sie in nur noch 90 Minuten auf Starttemperatur
bringt. Nach einer Reinigungsaktion der Einspritzdüsen die bis in den tiefen
Abend ging sprang sie noch einmal an und der Motor lief eine kurze Zeit.
Aktuell sind wir
bestrebt die undichten Kühler Elemente auszutauschen und uns um einen kleineren
Tank zu kümmern, der eigentliche mit 2100 l Fassungsvermögen mit der Zeit
verschlammt ist.
Wenn das erledigt ist
bekommt sie noch eine HU und wird wieder in regelmäßigen Einsatz am Ostbahnhof
zu sehen und zu hören sein.