Geschichte und Bedeutung der Strecke Heiligenstadt-Schwebda
Die Strecke Heiligenstadt – Schwebda wurde als Nebenbahn am 01.10.1914 in Betrieb genommen. Sie sollte die wirtschaftliche Erschließung des südwestlichen Eichsfeldes fördern. Der Preußische Staat erwartete von der Bahn eine nachhaltige Verbesserung der bestehenden Verhältnisse. Unter anderem sollte die Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe durch Bezug von künstlichen Dünge- und Futtermitteln sowie des Absatzes der gewonnenen Erzeugnisse gefördert und die Baustoffindustrie durch verbesserte Absatzmöglichkeiten belebt werden.
Die Vorarbeiten zum Bau der Bahnlinie erfolgten im Jahre 1911. Doch erst Ostern 1912 begann der eigentliche Bahnbau, den die Firma Otto Lepin aus Iserlohn als bauausführender Betrieb übernommen hatte. Arbeiter aus allen Teilen Deutschlands, aus Böhmen, Österreich, Galizien, Kroatien, Dalmatien, Serbien, Bosnien und Italien waren an dem Bau beteiligt. Das relativ schwierige Profil der Strecke stellte große Anforderungen an die Trassierung der geplanten Eisenbahnlinie. Erhebliche Erdarbeiten in Form von Auf- und Abträgen waren erforderlich, um diese Strecke zu bauen. Unter schwierigsten Bedingungen wurde der Taleinschnitt auf dem Streckenabschnitt Heiligenstadt – Heiligenstadt / Ost von den Gastarbeitern in den felsigen Boden getrieben. Die vorgesehenen Eröffnungstermine mußten mehrmals verschoben werden. Am 28. August 1914 waren die ersten 2,58 km von Heiligenstadt nach Heiligenstadt / Ost fertiggestellt, während die Gesamtstrecke am 01. Oktober 1914 dem Verkehr übergeben wurde.
Die erheblichen Höhenunterschiede auf dieser Strecke konnten nach dem damaligen Stand der Lokomotiventwicklung und des Sicherheitsstandards nur durch den Einbau von Zahnstangenabschnitten und den Einsatz von Zahnradlokomotiven überwunden werden. Zwischen Krombach und Fürstenhagen wurde die größte Neigung erreicht. Hier sowie zwischen Pferdebachtal und Kalteneber lagen insgesamt drei Zahnstangenabschnitte von insgesamt 5,020 km Länge.
Im Juli 1947 wurde mit den Demontagearbeiten der Strecke zwischen Heiligenstadt / Ost und Großtöpfer auf Anordnung der SMA (Sowjetische Militäradministration) begonnen. Die verbleibende Reststrecke Heiligenstadt – Heiligenstadt / Ost blieb für den Güterverkehr geöffnet. 1971 wurde dieser Reststreckenabschnitt in einen Streckenrangierbezirk umgewandelt.
Für die verkehrsmäßige Erschließung des Südeichsfeldes in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts hat diese Bahnlinie eine große Bedeutung gehabt.
Quellenangabe: Lauerwald „Die Eisenbahn im Eichsfeld“